Juli
«Seit mehr als einem Jahrtausend geleitet die Via Francigena Pilger von Canterbury nach Rom […]. Da ich die 1200 Kilometer der Strecke von Freiburg nach Rom bereits zurückgelegt habe, mache ich mich auf den Weg nach England», schreibt Joseph Deiss, alt Bundesrat und passionierter Wanderer, in seinem jüngsten Buch Als Fernwanderer unterwegs – Begegnungen entlang der Via Francigena. Nach 33 Etappen und unzähligen Erlebnissen resümiert er als Pilger mit breitem historischem Wissen: «Die langen Stunden der Einsamkeit und des Nachdenkens, die Entbehrungen des auf ein Minimum reduzierten Alltags, die Müdigkeit und manchmal die Entrüstung, wenn er sich verirrt, enden meistens mit dem Erreichen einer gewissen Gelassenheit, die es ihm ermöglicht, sich mit seinen Ungewissheiten zurechtzufinden. Vergessen wir nicht, dass die Spanne zwischen individuellem Werweissen und Selbstironie sehr schmal ist und es immer heilsam sein kann, diese zu überspringen. Das ist der Zustand, in dem ich mich heute befinde: Ich verstehe und finde mich damit ab, dass das Jenseits stumm bleibt.» Eine beredte Präsentation des Autors, die den Zuhörer an einem zentralen Teil europäischer Kulturgeschichte teilhaben lässt.
Zeihen ist der Heimatort von alt Bundesrat Joseph Deiss – und dieser seit 2007 ihr Ehrenbürger. Wie die Via Francigena einen Blick tief in die europäische Geschichte ermöglicht, so reicht die Aussicht vom Zeiher Homberg über den Tafeljura weit bis in den Schwarzwald und die Vogesen. Der Band «Zeihen» aus der Reihe Die Schweiz lesen, herausgegeben von Ulrich Suter, lädt zum Entdecken der Gemeinde im obersten Fricktal ein. – Treffpunkt: Gemeindeverwaltung, Bahnhofstrasse 4.
«Kennen Sie Schongau, die Gemeinde im Luzerner Seetal auf dem Hochplateau des Lindenbergs im nordöstlichen Teil des Kantons Luzern? Allein schon die Tatsache, dass die ‹Schöne Gegend› eigentlich aus vier Dörfern – Mettmenschongau, Oberschongau, Niederschongau, Rüdikon sowie mehreren Weilern – besteht, weist auf ausgedehnte Landflächen und eine reizvolle Landschaft hin. Wer könnte dieses Dorf (…) nicht idyllisch finden?», fragt Hans Kretz, Autor der 2010 erschienenen umfassenden Ortschronik. Eine weitere Sicht auf das Dorf bietet der von Ulrich Suter zusammengestellte Band «Schongau» mit Fotografien aus dem Bildarchiv der ETH. – Treffpunkt: Gemeindehaus, Schulweg 1.
Valerianella dentata (L.) Pollich, den gezähnten Ackersalat, oder Liparis loeselii (L.) Rich., die Zwiebelorchis, – die Bestände beider Pflanzen werden als verletzlich eingestuft – pflückte der niederländische Botaniker Reinier Cornelis Bakhuizen van den Brink im Juni 1947 in Seengen. Sein Herbar befindet sich im Naturalis Biodiversity Center in Leiden. Van den Brinks Sammelstücke bilden den Anhang im Band «Seengen» aus der Reihe Die Schweiz lesen – Lire la Suisse – Leggere la Svizzera – Leger la Svizra mit Fotografien aus dem Bildarchiv der ETH. Ausgehend von Schloss Hallwyl, das von Luftpionieren seit den 1920er Jahren immer wieder fotografisch aus der Vogelperspektive aufgenommen wurde, bis hin zum Hotel Brestenberg, wo die Swissair Anlässe feierte, dokumentiert der von Ulrich Suter herausgegebene Band das Dorf in Bildern, die manche Erinnerung wachrufen. – Mit einer Dorfführung durch Max Hächler (Seengen) und Daniel Humbel (Boniswil), Historische Vereinigung Seetal.
«Liaisons locales»: Begegnungen mit Kulturschaffenden, die ihre Wurzeln in der Schweiz haben, aber durch Herkunft oder Tätigkeit auch mit ganz anderen Gegenden der Welt verbunden sind. Sie tragen durch ihren weiten Horizont zur kulturellen Vielfalt unseres Landes bei. Solche Bezüge schaffen die Briefe der schwedischen Bildhauerin Natascha Jusopov an den Botschafter Harald Edelstam in Wien, das Wirken des Cellisten Kurt Hess (Beronünster) über die Kontinente hinweg und die interdisziplinäre Arbeit des Clavichordisten Hansruedi Zeder (Hochdorf). – Treffpunkt: Bahnhof.
«Nu fer lungias istorgias… no culs raps, e que al svelta» – «Keine langen Geschichten… her mit dem Geld, und zwar schnell», heisst es in der amüsanten Geschichte Bagul des 1971 verstorbenen rätoromanischen Schriftstellers Artur Caflisch. Sie findet sich im Sammelband Il Canarin mit Illustrationen des Engadiner Künstlers Giuliano Pedretti (†2012). Dieser stellte den Dichter 1968 auch als Skulptur dar. Caflisch gilt als Erneuerer der rätoromanischen Lyrik und gehörte zum literarischen Freundeskreis der Familie Pedretti. – Adresse: Atelier Turo Pedretti, Via Maistra 36.
«Momentum»: Pedro Meier (Niederbipp), Schriftsteller und Multimediakünstler vom Jurasüdfuss, ist ein Chronist des Augenblicks. Seit über 70 Jahren dokumentiert, reflektiert er sein Leben haufenweise mit Notizbüchern; statt Kohlehalden häuft er Worthalden an, ein Bergwerk aus Wörtern und Sätzen: Skizzenbücher Notizen Diary Logbücher Traumbücher Kladden Romananfänge Sudelbücher Kopfkissenbuch Stundenbuch Klagelieder Tagebücher Nachtbücher Lyrik Manuskripte Essays Hieroglyphen mit Schreibort Niederbipp, Dschungel-Atelier in Thailand & Anderswo. Dazu liest er Gedichte und Hansruedi Zeder (Calspiogna) überführt im ehemaligen Schulhaus Inspirationsmomente aus der Kunst am gebundenen Clavichord in Musik. – Treffpunkt: Postauto-Haltestelle.
«Nossa chesa – il chaun – dals utschels – il vegl chavagl da guerra – schlitteda – schmerdscher laina – la vischinauncha engiadinaisa – la s-chürdüna da glüna e la chevra»: Walter Scheitlins Il pled puter, ein Lehrbuch des Oberengadiner Idioms, greift viele Aspekte aus dem Engadiner Alltag auf. Illsutrationen von Giuliano Pedretti übersetzen diese ins Visuelle und weisen auf grössere bildplastische Arbeiten des Künstlers hin. Eine Spurensuche, die vom Wort ins Leben führt. – Adresse: Atelier Turo Pedretti, Via Maistra 36.
Eintritt: Fr. 15.- / Reservationen sind erbeten an: ulrich.suter.kultur@bluewin.ch
Die Programme August – September – Oktober – November erscheinen Ende des Vormonats.
Peter Halter Stiftung
Kulturkommission Hochdorf
Vereinigung Pro Heidegg
Historische Vereinigung Seetal