Seetaler Poesiesommer 2025

August

Mittwoch, 6. August, Calpiogna (Tessin), 14 Uhr

«Incontri tra i cipressi del Ticino – Celebrità che non ti aspetti nei nostri cimiteri» heisst der informative, 2024 in der Reihe Terra ticinese erschienene Band von Mare Dignola (Savosa). Er versammelt Persönlichkeiten, die im Tessin von Ascona über Pura bis Villa Bedretto lebten und dort begraben sind. Die Liste reicht in alphabetischer Reihenfolge von Alfred und Gisela Andersch (Berzona) über Emmy Hennings-Ball (Gentilino) bis Günter Weisenborn (Gerra Piano) und bietet Entdeckungen Seite um Seite. Hansruedi Zeder (Calpiogna) begleitet die Präsentation des Autors am Clavichord. Cornelia Masciadri (Hunzenschwil) rezitiert dazu Tessiner Lyrik und Angela Weber-Hohlfeldt weist auf ihren Band über die widersprüchliche Freundschaft von Alfred Andersch und Max Frisch hin, die in Berzona Nachbarn waren. Ort: Sala comunale. – Treffpunkt: Postautohaltestelle Calpiogna.

Donnerstag, 7. August, St. Urban, Kloster, 17 Uhr

«… wie aus worten die erde wurde / wurde aus klängen der himmel», schreibt der im Seetal aufgewachsene Lyriker und Blockflötist Pius Strassmann im Band erinnerungsleicht. Die 2023 in der edition bücherlese erschienene Gedichtsammlung eröffnen die Verse: «kein ding zeigt / die ungebrochene fülle / von licht» und gegen Schluss heisst es: «auf kandiszucker treten / macht die erde nicht süsser / das knochenweisse knirschen / weckt eine stiebende ahnung». – Treffpunkt: vor der Klosterkirche.

Freitag, 8. August, Aarau, 14 Uhr

«Alles Schöne ist ein Pastell aus Durcheinander»: Hinter Behauptungen wie dieser steht eine Erkenntnis, die der Autor Max Dohner (Aarau) beim Schreiben seines neuen Romans gewonnen hat. Er erläutert diesen Prozess und bemerkt dazu: «Irgendwann unterwegs wundert man sich: Wie weit sind wir gekommen? Wie haben wir durchgehalten – mit der Poesie der Seele gegen die Prosa der Realität?» – In Zusammenarbeit mit der Sommerakademie VHS Aarau. Treffpunkt: Eingang Neue Kantonsschule Aarau, Schanzmättelistrasse 32.

Samstag, 9. August, Norrköping (Schweden), 21 Uhr

 «Schatten am Tag, Schatten bei Nacht, Schatten im Übergang, da und fort, ob im Ruhen oder Laufen, auch beim Lauschen spürst du den Schatten. Schattenleben, Lebensschatten, mit dem Tod erst ist er weg», hielt der im Mai verstorbene Engadiner Maler Gian Pedretti (1926-2025) im Band Traunterovas fest. Das nordische Licht mit seiner magischen Qualität war Gian Pedretti aus Werken Edvard Munchs vertraut. Im Carl Johans Park lässt sich zu später Stunde über Licht und Schatten reflektieren. – Treffpunkt: Delfinfontän.

Montag, 11. August, Bollnäs (Schweden), 17.30 Uhr

«Klavikordkonferens»: Vom Clavichord als historischem Instrument mit grossem Potenzial auch für heutige Komponisten handelt diese vom Seetaler Poesiesommer angeregte öffentliche Konferenz, an welcher HansErik Svensson (Stockholm) seine Forschungen zu schwedischen Clavichorden präsentiert, Mayumi Kamata (Stockholm) über Erfahrungen mit dem leisen Instrument im lauten Alltag spricht und Hansruedi Zeder (Hochdorf) aktuelle Clavichord-Partituren von zeitgenössischen Komponisten aus verschiedenen Ländern vorstellt. – Adresse: Hembygdsgården Kämpens, Södra Kyrkvägen 1, Bollnäs.

Dienstag, 12. August, Edsbyn (Schweden), 16 Uhr

«Klavikordkonsert (I)»: Das im Jahr 1774 von Pehr Lundborg gebaute Clavichord in Edsbyn konnte 2017 von HansErik Svensson restauriert werden und erklingt seither jährlich im Rahmen des Poesiesommers. Mayumi Kamata und Hansruedi Zeder ergründen die Seele des Instruments mit Stücken u.a. von Mozart, Haydn, Bach, Ghisleri – im Sinne des värmländischen Dichters Gunnar Ehne, der vom Wald sagte, er sei die Braut der Seele, die er nie verraten werde: «Skogen är själas fästmö, som jag adrig sviker.» – Adresse: Hembygdsgården Mårtes, Edsbyn.

Dienstag, 12. August, Edsbyn (Schweden), 19 Uhr

«Klavikordkonsert (II)»: Das im Jahr 1774 von Pehr Lundborg gebaute Clavichord in Edsbyn konnte 2017 von HansErik Svensson restauriert werden und erklingt seither jährlich im Rahmen des Poesiesommers. Mayumi Kamata und Hansruedi Zeder spielen Stücke u.a. von Mozart, Haydn, Bach, Ghisleri. – Adresse: Hembygdsgården Mårtes, Edsbyn.

Mittwoch, 13. August, Umeå (Schweden), 16 Uhr

«Strivlas d’glüsch e sumbriva»: Dem Engadiner Maler Gian Pedretti (1926-2025) im hohen Norden gedenken, mit dem Zeichenstift, und dabei «Licht- und Schattenstreifen» einfangen, wie er es – auch mit Worten – so meisterlich vermochte: «… lange, lange, lange schauen. Und kommt der Tag mit Licht und Schatten, vergiss es nicht, das Schattenlicht». – Treffpunkt: Bildmuseet.

Donnerstag, 14. August, Umeå (Schweden), 13 Uhr

«Dansen»: Die Künstlerin Ellen Roosval von Hallwyl schuf mit der lebensgrossen Bronzeskulptur Dansen (der Tanz) im Hallwylska museet in Stockholm ein anmutiges Meisterwerk. Carina Bergström (Sorsele) schrieb dazu eine Komposition, die das tanzende Paar zum Leben erweckt. Hansruedi Zeder stellt das Stück für Geige und Klavier vor. – Ort: Galleri Alva, Norrlands universitetssjukhus.

Freitag, 15. August, Vaasa (Finnland), 18.30 Uhr

«Wandern, Wandern, Wandern von einem Ort zum andern und immer wieder bleibt das Gedächtnis
stehn, sich umdrehen, nachsehen… und wie ich so lausche und male, vergess ich die Zeit, bin anderswo»: Gian Pedretti (1926-2025) gedenken – und mit seinen Gedanken begreifen, welche Orientierung die Kunst bietet. – Treffpunkt: Kirkkopuisto.

Samstag, 16. August, Seinäjoki (Finnland), 13.30 Uhr

«Zeichen machen, Standort wechseln, nicht müde werden, im Licht zu stehen, ins Licht zu sehen. Wenn die Gedanken fallen, wie platzend heisses Blei, im topographischen Relief erstarrt und tastbar zu lesen»: Gian Pedretti (1926-2025) gedenken, in einer Stadt, wo die Architektur Alvar Aaltos leuchtende Zeichen setzt. – Treffpunkt: Kalevan Navetta (Kunsthalle).

Sonntag, 17. August, Helsinki (Finnland), 20 Uhr

«Terveisiä Helsingistä!» Der Horgner Unternehmer Adolf Feller liebte Postkarten. Er liess sie sich zu Zehntausenden zuschicken, aus aller Welt, und etliche auch aus Finnland. Heute sind Postkarten rar geworden. Wer derlei schreibt, verdichtet Beobachtungen und Gedanken zu wenigen Zeilen, was durchaus ein poetisches Prinzip ist. Welche Mitteilungen sich aus der finnischen Hauptstadt aufdrängen, kann an einer Promenade durch die Esplanade Helsinkis erlebt werden. – Treffpunkt: Kappeli, Eteläesplanadi 1.

Montag, 18. August, Helsinki (Finnland), 18 Uhr

Passio Musicae nannte die finnische Künstlerin Eila Hiltunen ihre Jean Sibelius gewidmete Skultpur aus rund 600 Stahlröhren, die 1967 im Sibelius-Park eingeweiht wurde. Sie fügt sich zeitlos in die Natur ein und weckt klingende Vorstellungen. Sibelius wurde 1865 in Hämeenlinna geboren; dort verbrachte, auf dem Hof Kirstula, Carl Spitteler seinen ersten Sommer im Land der Tausend Seen. Wer sich über finnisch-schweizerisches Kulturschaffen in Helsinki austauschen möchte, ist zu dieser Begegnung mit Treffpunkt beim Sibelius-Monument herzlich eingeladen. – Ort: Sibeliuksenpuisto.

Dienstag, 19. August, Stockholm (Schweden), 18 Uhr

 «Ej får du bryta min ros!» (August Strindberg): Zur ersten Veranstaltung des Seetaler Poesiesommers in Schweden im Jahre 2012 wurde eine Rose gepflanzt. Inzwischen hat sich die Welt verändert und viele Blüten sind verwelkt. Wie hält es die Rose heute – in dieser Welt?  – Adresse: Holbergsgatan 93.

Mittwoch, 27. August, Hochdorf, c/o Zeder Lehmann, Urswilstrasse 29, 19 Uhr 

«Nigeria – ich komme! Eine mutige junge Schweizerin in Lagos 1964/65» heisst ein aktuelles Buch der Berner Schriftstellerin Barbara Traber (Worb). Es schildert ihre Zeit als Sekretärin der Schweizer Botschaft in Nigeria, die sich als prägende Jahre erweisen und zu unvergesslichen Erlebnissen führen. «Die Erdnussfrau: Ich seh sie jeden Morgen, die alte Yoruba-Frau. – Seit ich sie in ihrer Sprache grüsse, winkt sie mir fröhlich zu, und wenn ich für einige Münzen geröstete Nüsschen kaufe, gibt sie mir eine Handvoll als Geschenk und wickelt sie sorgfältig in Blätter aus alten Schulheften ein». – Adresse: Urswilstrasse 29 (nicht in der Regionalbibliothek!).

In Italien findet statt:
Samstag, 16. August, Lanzo d’Intelvi (Italien), 16.30 Uhr

«Ci sono cose che so e cose / che non so …» – «Je sais bien des choses bien d’autres m’échap-/pent…» Die 2025 im Tessiner Verlag alla chiara fonte auf Deutsch, Französisch und Italienisch erschienene Ausgabe Ultimo canto von Gedichten des Aargauer Lyrikers Virgilio Masciadri (1963-2014) stellen Monica Oliari und Cornelia Masciadri erstmals in Italien, wo der Dichter ein zweites Zuhause hatte, vor. Der Komponist Stefano Ghisleri begleitet die Lesung am Flügel. – Ort: Villa Turconi, Lanzo d’Intelvi (Italien). Anreise: Zug bis Maroggia-Melano, von dort Abholung mit Privatauto möglich (bitte voranmelden: 079 365 48 72)

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Die Programme September – Oktober – November erscheinen Ende des Vormonats.

Reservationen / Anfragen sind erbeten an: ulrich.suter.kultur@bluewin.ch

 

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Kulturkommission Hochdorf
Vereinigung Pro Heidegg
Historische Vereinigung Seetal