Seetaler Poesiesommer 2024
August
«Splendur e sumbriva». Die chesas da cultura engiadina widmen dem Licht und Schatten im Engadin eine facettenreiche Ausstellung. Mit Wasser und Farbe Licht in einem Bild evozieren zu können, grenzt an ein Wunder. Der Künstler Victor A. Schiro ist ein Könner des Aquarellierens und steht Fragen zu seiner Profession Red und Antwort. Mit anschliessendem Apéritif. – Ort: Atelier Turo Pedretti, Via Maistra 36.
«…i luoghi rappresentati hanno perduto il peso terrestre, il peso della materia, e vivono nello spazio e nel colore, in una trasfigurazione tra intelligenza e poesia», schrieb der Corriere della Sera über die gemalten Reisetagebücher von Annette Korolnik (Loco). Die Künstlerin ist im Onsernone-Tal aufgewachsen, wo sie heute, nach vielen Stationen in Europa, wieder wohnt. Wie die Umgebung sie künstlerisch prägt und wie sie das Tessin, welches ihr Vater Alfred Andersch in den 1950er-Jahren fotografisch dokumentierte, mit seinen Veränderungen erlebt, ist an dieser Begegnung mit der hellwachen Persönlichkeit und Zeitzeugin bei einem aperitivo del paese zu erfahren. – Treffpunkt: Postautohaltestelle Loco, chiesa.
«auf alten wegen / ein zitronenfalter / fröhlich voraus». Wer möchte dem Berner Autor Gregor Graf (Biel/Bienne) nicht folgen, wenn er, zusammen mit der Musikerin Anita Wysser (Flöte), an dieser Lesung im Abtsaal des Klosters St. Urban aus dem Band mit dem vielversprechenden Titel nichts besonderes – drei Zeilen nur liest? – Treffpunkt: vor der Klosterkirche.
«… es gibt die die sagen, du sollst im Moment leben und jeden Moment geniessen als sei es dein letzter. Aber wo kämen wir denn da hin? Das ist ja ein immenser Druck. Wenn ich jeden Tag so leben müsste als wäre es mein letzter würde ich verzweifeln. Ich würde alles hinschmeissen und in eine Sinnkrise geraten», notiert die Künstlerin Jutta Galizia (Emmen) in einem Notizbuch. An anderer Stelle schreibt sie: «Alles schwarz zu malen ist nicht mein Ding». Die Performerin plädiert – auch an dieser Ruderboot-Lesung – für eine farbige Welt, die mehr Freude macht «als lauter graue Betonblöcke». – Platzzahl beschränkt. Treffpunkt: Beinwil am See, Schiffahrtsanlegestelle.
«Lang sind die Wege / weit der Himmel – ich staune / zur Blume – ein Schritt». In der Abendstimmung im Park Planten un Blomen lässt sich trefflich wandeln und das Miteinander von Natur und Zivilisation beobachten. – Treffpunkt: Kaskaden, Park Planten un Blomen, Ecke Jungiusstrasse / Gorch Fock Wall.
«Die Formen und Proportionen der Fenster sprechen eine andere Sprache als das Ganze, welches von beträchtlicher Monumentalität ist. Diese wird in der unerbittlichen Wiederholung eines einzelnen Motives konsequent vorgeführt… Das Streben nach Strenge und Wiederholung (…) zeigt den Wunsch, mit dem Chaos der Stile aufzuräumen», heisst es in einer Beschreibung des 1923 erbauten Hornbækhus von Kay Fisker. Die Formensprache der Architektur ist in Kopenhagen in allen Variationen zu erleben. Wie nachhaltig sie uns beeinflusst, wird bei einem Gang durch die dänische Metropole deutlich.
Treffpunkt: Ecke Hornbæksgade / Borups Allé.
«Wind in den Haaren / der letzte Stern am Himmel / ins Meer tropft Regen». Der Blick von der alten Stadt Helsingborg auf den Öresund kommt einer poetischen Hydrotherapie gleich. Die elementare Kraft des Windes und der Fluss der Gezeiten dienen nicht nur der elektrischen Energiegewinnung – sie motiviert auch das Entstehen mikroenergetischer Haikus und weiterer Naturgedichte.
Treffpunkt: Ecke Oceankajen / Bröderna Phils Gränd.
«Hinter der Birke / spiegelt der See – die Wolke / nimmst du dir als Bett». Beobachtungen aus dem schwedischen Sommer können an diesem Poesiesommer-Vormittag zu Text-, Bild- oder Fotocollagen verdichtet werden. – Treffpunkt: Stenbomsgatan (Westende).
«Fundus»: Ein internationales Projekt mit Seetaler Herkunft, das neue musikalische Kompositionen auf der Grundlage von Werken der bildenden Kunst in europäischen Museen initiiert. Es wird als Pop-up-Poesiesommerausstellung beim Hembygdsgarden Mårtes in Edsbyn präsentiert und kommentiert.
Hommage an ein Clavichord (I). 1774 erbaute Pehr Lundborg in Stockholm ein Clavichord, das zu seinem 250jährigen Jubiläum auch im 25. Poesiesommer erklingt. Hansruedi Zeder (Hochdorf) und Mayumi Kamata (Stockholm) kennen die Seele dieses Instruments und spielen darauf Kompositionen, für die es erschaffen zu sein scheint – von Bach über Haydn bis in die volkstümliche und moderne schwedische Gegenwart. Clavichord-Experte HansErik Svensson (Stockholm) erläutert instrumentale Besonderheiten und Torbjörn Lang (Edsbyn) führt durch den Jubiläumsanlass. – Ort: Hembygdsgården Mårtes, herrstuga.
Hommage an ein Clavichord (II). 1774 erbaute Pehr Lundborg in Stockholm ein Clavichord, das zu seinem 250jährigen Jubiläum auch im 25. Poesiesommer erklingt. Hansruedi Zeder (Hochdorf) und Mayumi Kamata (Stockholm) kennen die Seele dieses Instruments und spielen darauf Kompositionen, für die es erschaffen zu sein scheint – von Bach über Haydn bis in die volkstümliche und moderne schwedische Gegenwart. Clavichord-Experte HansErik Svensson (Stockholm) erläutert instrumentale Besonderheiten und Torbjörn Lang (Edsbyn) führt durch den Jubiläumsanlass. – Ort: Hembygdsgården Mårtes, herrstuga.
«Ihr Konzert spielen / Milles «musicerande / änglar» stets stumm.» Der schwedische Bildhauer Carl Milles attestierte der Musik, dass sie dem Menschen Freude, Glück und Hoffnung bringe. In diesem Sinne schuf er 1950 fünf musizierende Engel. Sie stehen auf hohen Stelen als wollten sie ihre Töne ins nahe Arboretum von Valls Hage posaunen, das sämtliche Arten von Bäumen umfasst, die in Schweden wachsen. Treffpunkt: Musicerande änglar, Konserthus.
«Lim-Johans rika inre drömvärld»: Der beliebte naive Künstler Lim-Johan stammte aus Hälsingland, wo die schweizerisch-schwedische Familie von Hallwyl-Kempe eine grosse Forstwirtschaft betrieb. Die reiche innere Traumwelt Lim-Johans fasziniert und inspiriert, wie Torbjörn Lang, ein Kenner des Künstlers, letztes Jahr auf Schloss Hallwyl in Seengen darlegte. Nun hat das Hallwylska museet in Stockholm eine bemerkenswerte Ausstellung seiner ausdrucksstarken Gemälde, Skulpturen und Fotografien zusammen-getragen. – Ort: Hallwylska museet, Hamngatan 4.
«Auf der Plakatwand / kämpft ein waschechtes Haiku / gegen den Konsum.» Gedanken über Nachhaltigkeit fallen in der schwedischen Metropole auf fruchtbaren Boden. Hier entstand vor Jahren auch die Idee zum Poesiesommerprojekt «Europawäldli» in Beromünster. – Treffpunkt: KTH Entré, Drottning Kristinas väg 4.
«La voce dell’acqua in Leventina»: Die Stimme des Wassers in der Leventina bringen Franca Da Rin (Airolo) mit Gedichten und Hansruedi Zeder (Hochdorf) am Cembalo im alten Schulhaus in Calpiogna zu Gehör. Fotografisch nähert sich Silvio Zeder (Olten) dem Thema an. Sprachmelodisch schreibt die Dichterin: «… u fièda / cul prüm res’pìr / i la rùsgia det Rosalba. / Pö, in una brèscióna,/ u cuur e uss duèna / i l’unda du rì / incùntra a la vita. / T’il s’c´outàt, / u Tasìn.». – Treffpunkt: Postautohaltestelle Calpiogna.
Poesiesommer-Dialog. Ein Spaziergang über dem Sarnersee lädt zum Sinnieren und Austauschen ein: «…come ogni essere / ha la dimensione di un battito… » – «…wie jedes sein / die dimension eines herzschlages hat… » (Lino Sibillano). – Treffpunkt: Bushaltestelle Flüeli-Ranft, Dorf.
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Eintritt: Fr. 15.-
Die Programme September – Oktober – November erscheinen Ende des Vormonats.
Reservationen / Anfragen sind erbeten an: ulrich.suter.kultur@bluewin.ch
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Koch Berner Stiftung
Josef Müller Stiftung Muri
Kulturkommission Hochdorf
Vereinigung Pro Heidegg
Historische Vereinigung Seetal