Seetaler Poesiesommer 2025
Das Erleben des poetischen Moments bildet den Angelpunkt des Seetaler Poesiesommers. Das Festival der leisen Töne lebt auch in der 26. Ausgabe von seiner Spontaneität und regt an, dass sich Kultur im lokalen und (inter-)nationalen Austausch mitteile, unter Bäumen und im Salon, im Atelier oder im Ried, auf Burgen und im Ruderboot, stets mit Blick auch auf Entlegenes, mit Anlässen von Juli bis November.
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«Italienische Reise …» Eine literarisch-musikalische Hommage an den Süden. Zur Eröffnung des diesjährigen Seetaler Poesiesommers laden der Musiker Hansruedi Zeder und die Rezitatorinnen Cornelia Masciadri und Monica Oliari zu einer abwechslungsreichen Matinée ein, die ins Tessin und nach Italien führt. Gäste sind der italienische Komponist Stefano Ghisleri, dessen Werke zu den Preziosen im musikalischen Schaffen der Gegenwart zählen, sowie der italienische Dichter Leonardo Tonini. Zur Sprache kommen, in der Übersetzung von Christoph Ferber, Gedichte von Plinio Martini, Alberto Nessi, Virgilio Masciadri, Elena Spoerl, Enzo Pelli, Francesco Chiesa, Sandro Penna, Eugenio Montale, Anna Felder, Leonardo Tonini und Ugo Petrini, bei dem es heisst: «Anche stavolta / ce lo giocheremo / la vita / tra un’espirazione / e un’inspirazione / tirando ogni volta / forte il flato / come se fosse / l’ultima.» – «Auch diesmal / werden wir das Leben / aufs Spiel setzen, / zwischen Aus- / und Einatmen, / den Hauch / immer heftig / einziehend, als wär / es der letzte.»
«De la mer au cosmos» hiess eine denkwürdige Ausstellung mit Malereien des schwedischen Nationaldichters August Strindberg 2016/17 im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne. Der Komponist Stefano Ghisleri (*1985) liess sich von den Seestücken Strindbergs, die so poetische Namen tragen wie Mer tempetueuse. Bouée-balai, Le premier berceau de l’enfant oder Fleur sur le rivage, zu einer fulminanten Komposition anregen. Nach Aufführungen in Stockholm und Gersau spielt er seine Strindberg-Suite für Klavier erstmals in Hunzenschwil – wo sich schon Strindberg anno 1886 ganz in der Nähe aufgehalten hatte. Und da Ghisleri – wie Strindberg – mehrfach begabt ist, liest er als Zugabe aus seinem Roman La cantata del caffè, worin es heisst: «Non possiamo costringere il mondo a essere bello» – «Wir können die Welt nicht dazu zwingen, schön zu sein». – Reservation erbeten.
Adresse: c/o Strebel-Masciadri, Bahnhofstrasse 15 (vis-à-vis Bahnhof Hunzenschwil).
«Auch kleine Lichtblicke / werfen ihre Schatten / und ich ringe und kämpfe / mit dem Lächeln / um weniger Schmerz», schreibt Jeanette Blank (Steinen SZ) im Gedicht Stärke. Es findet sich im Gedichtband Fragiles Herz, den sie an dieser Lesung im Abtsaal des Klosters St. Urban vorstellt. – Treffpunkt: vor der Klosterkirche.
Fotos, die Geschichten erzählen, und Geschichten, die zur Musik führen – oder die Frage nach der Musikalität der Fotografie: Stoff für einen künstlerischen Prozess mit offenem Ausgang, den die Germanistin und leidenschaftliche Fotografin Jeanette Blank (Steinen SZ), die Autorin Karin Mayerhofer (Niederbipp) und der Musiker Hansruedi Zeder (Hochdorf) miterleben lassen. – Adresse: c/o Zeder Lehmann, Urswilstrasse 29. Treffpunkt für Ortsunkundige: Bahnhof Hochdorf, 17 Uhr.
«Am Ende des Fusswegs steht die Kapelle. Wir treten ein. Der schmale Raum liegt wie im Morgengrauen. Das angenehme Gefühl von Zeitabgerücktheit ergreift mich: Hier überdauert etwas, das auch dich überdauern wird…» So beginnt Rosemarie Keller (1937-2024) ihren Roman Die Wallfahrt, der von einem Hostienfrevel im 15. Jh. handelt. Die Aargauer Schriftstellerin und Journalistin lässt diesem ihrem zweiten Buch aus dem Jahr 1989 weitere Romane folgen: Clalüna – die Mittwisserin (1993), Die Wirtin (1996) und Ich bereue nicht einen meiner Schritte: Leben und Prozess der Ärztin Caroline Farner (2001). Pirmin Meier (Aesch LU) erinnert an die unlängst verstorbene Autorin und ihre Bedeutung für die Schweizer Literatur.
«Solange der Mensch von sich aus – ästhetisch dienend – nichts beiträgt, hält die Natur ihre Wunder bedeckt», schreibt Max Dohner (Baden) in einem noch unveröffentlichten Text. Bei einer Promenade mit dem Schriftsteller und langjährigen Journalisten lässt sich sowohl über die Literatur nachdenken wie auch über die Wunder der Natur, wozu die Waldkathedrale im Schlössliwald das passende Ambiente bietet. – Treffpunkt: vor der Stiftskirche.
«Plastische Sprache»: Der Raumarbeiter Vincenzo Baviera (Beggingen) legt in seiner Werkdokumentation Arbeiten im Raum: 2000-2023 eine faszinierende Übersicht seines Schaffens vor. Die dreidimensionalen Werke enthalten seine Forschung zu physikalisch-kosmischen Erfahrungen, zur Gesellschaft und unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein Vokabular der menschlichen Existenz. Der Künstler kommentiert vor Ort ausgewählte Arbeiten.– Adresse: Bohlgass 5. Postautohaltestelle: Beggingen, Dorf.
«Gå ut i naturen – livskällan finns där» – «Geh hinaus in die Natur – dort fliesst die Lebensquelle», schrieb die schwedische Künstlerin Natascha Jusopov (1925-2012) an ihre Ateliertüre. Aus ihren Briefen, die sie u.a. mit Harald Edelstam wechselte, und ihrer Kunst, die sich an der Natur orientierte, spricht sprudelnde Lebensfreude. Gerald Hochschild vermittelt Einblicke in ihr ereignisreiches Leben und Werk. – Bushaltestelle Hohenrain, Post.
«Ohne (m)ich und (d)ich»: Das Leben neu denken. Poesiesommer-Dialog über eine subjektlose Sprache und ein Leben ausserhalb der Fesseln der Gesellschaft auf dem kulturträchtigen Monte Verità. Treffpunkt: vor dem Museo Casa Anatta.
«Briefwechsel – lettere tra amici»: Literarischer Nachmittag bei Annette Korolnik und Alexander Grass mit der Literaturwissenschafterin Ulrike Leuschner und den Germanisten Sven Hanuschek und Jan Bürger. Sie stellen zusammen mit Annette Korolnik den Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Gisela Groneuer sowie den Briefwechsel zwischen Max Frisch und Alfred Andersch vor. Dazwischen berichtet Barbara Paltenghi Malacrida von der Ausstellung im Museo d’Arte Mendrisio über das Werk von Gisela Andersch. – Adresse: c/o Annette Korolnik und Alexander Grass, Rossa 1. – Postautohaltestelle: Loco Chiesa, von dort Wanderweg zum Ortsteil Rossa. Anmeldung erwünscht.
Eintritt: Fr. 15.- / Reservationen sind erbeten an: ulrich.suter.kultur@bluewin.ch
Die Programme August – November erscheinen Ende Vormonat.
Kulturkommission Hochdorf
Vereinigung Pro Heidegg
Historische Vereinigung Seetal