Seetaler Poesiesommer 2025

Das Erleben des poetischen Moments bildet den Angelpunkt des Seetaler Poesiesommers. Das Festival der leisen Töne lebt auch in der 26. Ausgabe von seiner Spontaneität und regt an, dass sich Kultur im lokalen und (inter-)nationalen Austausch mitteile, unter Bäumen und im Salon, im Atelier oder im Ried, auf Burgen und im Ruderboot, stets mit Blick auch auf Entlegenes, mit Anlässen von Juli bis November.

Veranstaltungen Juli – November 2025

Sonntag, 6. Juli, Schloss Heidegg, 11 Uhr

«Italienische Reise …» Eine literarisch-musikalische Hommage an den Süden. Zur Eröffnung des diesjährigen Seetaler Poesiesommers laden der Musiker Hansruedi Zeder und die Rezitatorinnen Cornelia Masciadri und Monica Oliari zu einer abwechslungsreichen Matinée ein, die ins Tessin und nach Italien führt. Gäste sind der italienische Komponist Stefano Ghisleri, dessen Werke zu den Preziosen im musikalischen Schaffen der Gegenwart zählen, sowie der italienische Dichter Leonardo Tonini. Zur Sprache kommen, in der Übersetzung von Christoph Ferber, Gedichte von Plinio Martini, Alberto Nessi, Virgilio Masciadri, Elena Spoerl, Enzo Pelli, Francesco Chiesa, Sandro Penna, Eugenio Montale, Anna Felder, Leonardo Tonini und Ugo Petrini, bei dem es heisst: «Anche stavolta / ce lo giocheremo / la vita / tra un’espirazione / e un’inspirazione / tirando ogni volta / forte il flato / come se fosse / l’ultima.» – «Auch diesmal / werden wir das Leben / aufs Spiel setzen, / zwischen Aus- / und Einatmen, / den Hauch / immer heftig / einziehend, als wär / es der letzte.»

Sonntag, 6. Juli, Hunzenschwil, 16 Uhr

«De la mer au cosmos» hiess eine denkwürdige Ausstellung mit Malereien des schwedischen Nationaldichters August Strindberg 2016/17 im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne. Der Komponist Stefano Ghisleri (*1985) liess sich von den Seestücken Strindbergs, die so poetische Namen tragen wie Mer tempetueuse. Bouée-balai, Le premier berceau de l’enfant oder Fleur sur le rivage, zu einer fulminanten Komposition anregen. Nach Aufführungen in Stockholm und Gersau spielt er seine Strindberg-Suite für Klavier erstmals in Hunzenschwil – wo sich schon Strindberg anno 1886 ganz in der Nähe aufgehalten hatte. Und da Ghisleri – wie Strindberg – mehrfach begabt ist, liest er als Zugabe aus seinem Roman La cantata del caffè, worin es heisst: «Non possiamo costringere il mondo a essere bello» – «Wir können die Welt nicht dazu zwingen, schön zu sein». – Reservation erbeten.
Adresse: c/o Strebel-Masciadri, Bahnhofstrasse 15 (vis-à-vis Bahnhof Hunzenschwil).

Montag, 7. Juli, St. Urban, 17 Uhr

«Auch kleine Lichtblicke / werfen ihre Schatten / und ich ringe und kämpfe / mit dem Lächeln / um weniger Schmerz», schreibt Jeanette Blank (Steinen SZ) im Gedicht Stärke. Es findet sich im Gedichtband Fragiles Herz, den sie an dieser Lesung im Abtsaal des Klosters St. Urban vorstellt. – Treffpunkt: vor der Klosterkirche.

Dienstag, 8. Juli, Hochdorf, 17.15 Uhr

Fotos, die Geschichten erzählen, und Geschichten, die zur Musik führen – oder die Frage nach der Musikalität der Fotografie: Stoff für einen künstlerischen Prozess mit offenem Ausgang, den die Germanistin und leidenschaftliche Fotografin Jeanette Blank (Steinen SZ), die Autorin Karin Mayerhofer (Niederbipp) und der Musiker Hansruedi Zeder (Hochdorf) miterleben lassen. – Adresse: c/o Zeder Lehmann, Urswilstrasse 29. Treffpunkt für Ortsunkundige: Bahnhof Hochdorf, 17 Uhr.

Mittwoch, 9. Juli, Schloss Hallwyl, 15 Uhr

«Am Ende des Fusswegs steht die Kapelle. Wir treten ein. Der schmale Raum liegt wie im Morgengrauen. Das angenehme Gefühl von Zeitabgerücktheit ergreift mich: Hier überdauert etwas, das auch dich überdauern wird…» So beginnt Rosemarie Keller (1937-2024) ihren Roman Die Wallfahrt, der von einem Hostienfrevel im 15. Jh. handelt. Die Aargauer Schriftstellerin und Journalistin lässt diesem ihrem zweiten Buch aus dem Jahr 1989 weitere Romane folgen: Clalüna – die Mittwisserin (1993), Die Wirtin (1996) und Ich bereue nicht einen meiner Schritte: Leben und Prozess der Ärztin Caroline Farner (2001). Pirmin Meier (Aesch LU) erinnert an die unlängst verstorbene Autorin und ihre Bedeutung für die Schweizer Literatur.

Mittwoch, 16. Juli, Beromünster, 11 Uhr

«Solange der Mensch von sich aus – ästhetisch dienend – nichts beiträgt, hält die Natur ihre Wunder bedeckt», schreibt Max Dohner (Baden) in einem noch unveröffentlichten Text. Bei einer Promenade mit dem Schriftsteller und langjährigen Journalisten lässt sich sowohl über die Literatur nachdenken wie auch über die Wunder der Natur, wozu die Waldkathedrale im Schlössliwald das passende Ambiente bietet. – Treffpunkt: vor der Stiftskirche.

Dienstag, 22. Juli, Beggingen (SH), 14 Uhr

«Plastische Sprache»: Der Raumarbeiter Vincenzo Baviera (Beggingen) legt in seiner Werkdokumentation Arbeiten im Raum: 2000-2023 eine faszinierende Übersicht seines Schaffens vor. Die dreidimensionalen Werke enthalten seine Forschung zu physikalisch-kosmischen Erfahrungen, zur Gesellschaft und unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein Vokabular der menschlichen Existenz. Der Künstler kommentiert vor Ort ausgewählte Arbeiten.– Adresse: Bohlgass 5. Postautohaltestelle: Beggingen, Dorf.

Mittwoch, 23. Juli, Hohenrain, Turm Roten, 11 Uhr

«Gå ut i naturen – livskällan finns där» – «Geh hinaus in die Natur – dort fliesst die Lebensquelle», schrieb die schwedische Künstlerin Natascha Jusopov (1925-2012) an ihre Ateliertüre. Aus ihren Briefen, die sie u.a. mit Harald Edelstam wechselte, und ihrer Kunst, die sich an der Natur orientierte, spricht sprudelnde Lebensfreude. Gerald Hochschild vermittelt Einblicke in ihr ereignisreiches Leben und Werk. – Bushaltestelle Hohenrain, Post.

Samstag, 26. Juli, Monte Verità (TI), 16 Uhr

«Ohne (m)ich und (d)ich»: Das Leben neu denken. Poesiesommer-Dialog über eine subjektlose Sprache und ein Leben ausserhalb der Fesseln der Gesellschaft auf dem kulturträchtigen Monte Verità. Treffpunkt: vor dem Museo Casa Anatta.

Sonntag, 27. Juli, Loco (Onsernone), 13.30-16.30 Uhr

«Briefwechsel – lettere tra amici»: Literarischer Nachmittag bei Annette Korolnik und Alexander Grass mit der Literaturwissenschafterin Ulrike Leuschner und den Germanisten Sven Hanuschek und Jan Bürger. Sie stellen zusammen mit Annette Korolnik den Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Gisela Groneuer sowie den Briefwechsel zwischen Max Frisch und Alfred Andersch vor. Dazwischen berichtet Barbara Paltenghi Malacrida von der Ausstellung im Museo d’Arte Mendrisio über das Werk von Gisela Andersch. – Adresse: c/o Annette Korolnik und Alexander Grass, Rossa 1. – Postautohaltestelle: Loco Chiesa, von dort Wanderweg zum Ortsteil Rossa. Anmeldung erwünscht.

Mittwoch, 6. August, Calpiogna (Tessin), 14 Uhr

«Incontri tra i cipressi del Ticino – Celebrità che non ti aspetti nei nostri cimiteri» heisst der informative, 2024 in der Reihe Terra ticinese erschienene Band von Mare Dignola (Savosa). Er versammelt Persönlichkeiten, die im Tessin von Ascona über Pura bis Villa Bedretto lebten und dort begraben sind. Die Liste reicht in alphabetischer Reihenfolge von Alfred und Gisela Andersch (Berzona) über Emmy Hennings-Ball (Gentilino) bis Günter Weisenborn (Gerra Piano) und bietet Entdeckungen Seite um Seite. Hansruedi Zeder (Calpiogna) begleitet die Präsentation des Autors am Clavichord. Cornelia Masciadri (Hunzenschwil) rezitiert dazu Tessiner Lyrik und Angela Weber-Hohlfeldt weist auf ihren Band über die widersprüchliche Freundschaft von Alfred Andersch und Max Frisch hin, die in Berzona Nachbarn waren. Ort: Sala comunale. – Treffpunkt: Postautohaltestelle Calpiogna.

Donnerstag, 7. August, St. Urban, Kloster, 17 Uhr

«… wie aus worten die erde wurde / wurde aus klängen der himmel», schreibt der im Seetal aufgewachsene Lyriker und Blockflötist Pius Strassmann im Band erinnerungsleicht. Die 2023 in der edition bücherlese erschienene Gedichtsammlung eröffnen die Verse: «kein ding zeigt / die ungebrochene fülle / von licht» und gegen Schluss heisst es: «auf kandiszucker treten / macht die erde nicht süsser / das knochenweisse knirschen / weckt eine stiebende ahnung». – Treffpunkt: vor der Klosterkirche.

Freitag, 8. August, Aarau, 14 Uhr

«Alles Schöne ist ein Pastell aus Durcheinander»: Hinter Behauptungen wie dieser steht eine Erkenntnis, die der Autor Max Dohner (Aarau) beim Schreiben seines neuen Romans gewonnen hat. Er erläutert diesen Prozess und bemerkt dazu: «Irgendwann unterwegs wundert man sich: Wie weit sind wir gekommen? Wie haben wir durchgehalten – mit der Poesie der Seele gegen die Prosa der Realität?» – In Zusammenarbeit mit der Sommerakademie VHS Aarau. Treffpunkt: Eingang Neue Kantonsschule Aarau, Schanzmättelistrasse 32.

Samstag, 9. August, Norrköping (Schweden), 21 Uhr

 «Schatten am Tag, Schatten bei Nacht, Schatten im Übergang, da und fort, ob im Ruhen oder Laufen, auch beim Lauschen spürst du den Schatten. Schattenleben, Lebensschatten, mit dem Tod erst ist er weg», hielt der im Mai verstorbene Engadiner Maler Gian Pedretti (1926-2025) im Band Traunterovas fest. Das nordische Licht mit seiner magischen Qualität war Gian Pedretti aus Werken Edvard Munchs vertraut. Im Carl Johans Park lässt sich zu später Stunde über Licht und Schatten reflektieren. – Treffpunkt: Delfinfontän.

Montag, 11. August, Bollnäs (Schweden), 17.30 Uhr

«Klavikordkonferens»: Vom Clavichord als historischem Instrument mit grossem Potenzial auch für heutige Komponisten handelt diese vom Seetaler Poesiesommer angeregte öffentliche Konferenz, an welcher HansErik Svensson (Stockholm) seine Forschungen zu schwedischen Clavichorden präsentiert, Mayumi Kamata (Stockholm) über Erfahrungen mit dem leisen Instrument im lauten Alltag spricht und Hansruedi Zeder (Hochdorf) aktuelle Clavichord-Partituren von zeitgenössischen Komponisten aus verschiedenen Ländern vorstellt. – Adresse: Hembygdsgården Kämpens, Södra Kyrkvägen 1, Bollnäs.

Dienstag, 12. August, Edsbyn (Schweden), 16 Uhr

«Klavikordkonsert (I)»: Das im Jahr 1774 von Pehr Lundborg gebaute Clavichord in Edsbyn konnte 2017 von HansErik Svensson restauriert werden und erklingt seither jährlich im Rahmen des Poesiesommers. Mayumi Kamata und Hansruedi Zeder ergründen die Seele des Instruments mit Stücken u.a. von Mozart, Haydn, Bach, Ghisleri – im Sinne des värmländischen Dichters Gunnar Ehne, der vom Wald sagte, er sei die Braut der Seele, die er nie verraten werde: «Skogen är själas fästmö, som jag adrig sviker.» – Adresse: Hembygdsgården Mårtes, Edsbyn.

Dienstag, 12. August, Edsbyn (Schweden), 19 Uhr

«Klavikordkonsert (II)»: Das im Jahr 1774 von Pehr Lundborg gebaute Clavichord in Edsbyn konnte 2017 von HansErik Svensson restauriert werden und erklingt seither jährlich im Rahmen des Poesiesommers. Mayumi Kamata und Hansruedi Zeder spielen Stücke u.a. von Mozart, Haydn, Bach, Ghisleri. – Adresse: Hembygdsgården Mårtes, Edsbyn.

Mittwoch, 13. August, Umeå (Schweden), 16 Uhr

«Strivlas d’glüsch e sumbriva»: Dem Engadiner Maler Gian Pedretti (1926-2025) im hohen Norden gedenken, mit dem Zeichenstift, und dabei «Licht- und Schattenstreifen» einfangen, wie er es – auch mit Worten – so meisterlich vermochte: «… lange, lange, lange schauen. Und kommt der Tag mit Licht und Schatten, vergiss es nicht, das Schattenlicht». – Treffpunkt: Bildmuseet.

Donnerstag, 14. August, Umeå (Schweden), 13 Uhr

«Dansen»: Die Künstlerin Ellen Roosval von Hallwyl schuf mit der lebensgrossen Bronzeskulptur Dansen (der Tanz) im Hallwylska museet in Stockholm ein anmutiges Meisterwerk. Carina Bergström (Sorsele) schrieb dazu eine Komposition, die das tanzende Paar zum Leben erweckt. Hansruedi Zeder stellt das Stück für Geige und Klavier vor. – Ort: Galleri Alva, Norrlands universitetssjukhus.

Freitag, 15. August, Vaasa (Finnland), 18.30 Uhr

«Wandern, Wandern, Wandern von einem Ort zum andern und immer wieder bleibt das Gedächtnis
stehn, sich umdrehen, nachsehen… und wie ich so lausche und male, vergess ich die Zeit, bin anderswo»: Gian Pedretti (1926-2025) gedenken – und mit seinen Gedanken begreifen, welche Orientierung die Kunst bietet. – Treffpunkt: Kirkkopuisto.

Samstag, 16. August, Seinäjoki (Finnland), 13.30 Uhr

«Zeichen machen, Standort wechseln, nicht müde werden, im Licht zu stehen, ins Licht zu sehen. Wenn die Gedanken fallen, wie platzend heisses Blei, im topographischen Relief erstarrt und tastbar zu lesen»: Gian Pedretti (1926-2025) gedenken, in einer Stadt, wo die Architektur Alvar Aaltos leuchtende Zeichen setzt. – Treffpunkt: Kalevan Navetta (Kunsthalle).

Sonntag, 17. August, Helsinki (Finnland), 20 Uhr

«Terveisiä Helsingistä!» Der Horgner Unternehmer Adolf Feller liebte Postkarten. Er liess sie sich zu Zehntausenden zuschicken, aus aller Welt, und etliche auch aus Finnland. Heute sind Postkarten rar geworden. Wer derlei schreibt, verdichtet Beobachtungen und Gedanken zu wenigen Zeilen, was durchaus ein poetisches Prinzip ist. Welche Mitteilungen sich aus der finnischen Hauptstadt aufdrängen, kann an einer Promenade durch die Esplanade Helsinkis erlebt werden. – Treffpunkt: Kappeli, Eteläesplanadi 1.

Montag, 18. August, Helsinki (Finnland), 18 Uhr

Passio Musicae nannte die finnische Künstlerin Eila Hiltunen ihre Jean Sibelius gewidmete Skultpur aus rund 600 Stahlröhren, die 1967 im Sibelius-Park eingeweiht wurde. Sie fügt sich zeitlos in die Natur ein und weckt klingende Vorstellungen. Sibelius wurde 1865 in Hämeenlinna geboren; dort verbrachte, auf dem Hof Kirstula, Carl Spitteler seinen ersten Sommer im Land der Tausend Seen. Wer sich über finnisch-schweizerisches Kulturschaffen in Helsinki austauschen möchte, ist zu dieser Begegnung mit Treffpunkt beim Sibelius-Monument herzlich eingeladen. – Ort: Sibeliuksenpuisto.

Dienstag, 19. August, Stockholm (Schweden), 18 Uhr

 «Ej får du bryta min ros!» (August Strindberg): Zur ersten Veranstaltung des Seetaler Poesiesommers in Schweden im Jahre 2012 wurde eine Rose gepflanzt. Inzwischen hat sich die Welt verändert und viele Blüten sind verwelkt. Wie hält es die Rose heute – in dieser Welt?  – Adresse: Holbergsgatan 93.

Mittwoch, 27. August, Hochdorf, c/o Zeder Lehmann, Urswilstrasse 29, 19 Uhr 

«Nigeria – ich komme! Eine mutige junge Schweizerin in Lagos 1964/65» heisst ein aktuelles Buch der Berner Schriftstellerin Barbara Traber (Worb). Es schildert ihre Zeit als Sekretärin der Schweizer Botschaft in Nigeria, die sich als prägende Jahre erweisen und zu unvergesslichen Erlebnissen führen. «Die Erdnussfrau: Ich seh sie jeden Morgen, die alte Yoruba-Frau. – Seit ich sie in ihrer Sprache grüsse, winkt sie mir fröhlich zu, und wenn ich für einige Münzen geröstete Nüsschen kaufe, gibt sie mir eine Handvoll als Geschenk und wickelt sie sorgfältig in Blätter aus alten Schulheften ein». – Adresse: Urswilstrasse 29 (nicht in der Regionalbibliothek!).

In Italien findet statt:
Samstag, 16. August, Lanzo d’Intelvi (Italien), 16.30 Uhr

«Ci sono cose che so e cose / che non so …» – «Je sais bien des choses bien d’autres m’échap-/pent…» Die 2025 im Tessiner Verlag alla chiara fonte auf Deutsch, Französisch und Italienisch erschienene Ausgabe Ultimo canto von Gedichten des Aargauer Lyrikers Virgilio Masciadri (1963-2014) stellen Monica Oliari und Cornelia Masciadri erstmals in Italien, wo der Dichter ein zweites Zuhause hatte, vor. Der Komponist Stefano Ghisleri begleitet die Lesung am Flügel. – Ort: Villa Turconi, Lanzo d’Intelvi (Italien). Anreise: Zug bis Maroggia-Melano, von dort Abholung mit Privatauto möglich (bitte voranmelden: 079 365 48 72)

Samstag, 6. September, Genf, 11 Uhr

« Oui, venez fêter les livres et la vie, la prose et la poésie, l’amour et l’amitié ! »: Eine Einladung der Autorinnen Claire Krähenbühl und Denise Mützenberg, die seit sieben Jahren die verdienstvolle Reihe Les Troglodytes herausgeben und diese Veranstaltung rund um die Poesie zusammen mit Sonia Menoud und Tina Planta-Vital gestalten. Ein poetisch-musikalisches Ereignis in der Villa Dutoit… «entre les arbres et les lustres de cristal». – Adresse: Villa Dutoit, 5 chemin Gilbert-Trolliet, Genève.

Sonntag, 7. September, St. Urban, Kloster, 17 Uhr

«Und dann tanzen wir irgendwo im Raum / lassen uns von Engeln umarmen / um die Sehnsucht zu vergessen»: Bernadette Gisler (Altbüron) ist tanzende Philosophin und Geschichtensammlerin mit einem Abschluss in Philosophie. Sie nimmt den Tanz beim Wort – und schreibt über den Tango Argentino und die Höhen und Tiefen des Lebens.– Treffpunkt: vor der Klosterkirche.

Samstag, 13. September, Boniswil, 13-30-17 Uhr

«Aspekt Aargau – Die Vielfalt des Kantons und seiner elf Bezirke erleben»: Ein Besuchsnachmittag in Boniswil rund um die Themen: ‚Elementares – Wasser und Feuer‘ (13.30 Uhr), ‚Handwerkskunst im Blick‘ (14.30 Uhr), ‚Öises Dorf – Mensch und Natur‘ mit Gemeindepräsident Rainer Sommerhalder (15 Uhr). Ein Spaziergang nach Alliswil unter Führung des Vereins Natur und Umwelt um 16 Uhr endet im Kulturplatz Dörflistrasse 1, wo das historische Handwerk im Mittelpunkt steht und die Musikgesellschaft zu einem Apéro aufspielt (16.30 Uhr). – In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Boniswil, dem Kulturplatz Dörflistrasse 1 und der Volkshochschule Aarau. – Treffpunkt Dinkelhof.

Sonntag, 14. September, Schloss Hallwyl, 10.30 Uhr

 «Sommer 1798 – Szenische Führung»: Die Bäuerin Susanna Schaub aus Alliswil bringt der Oberherrin Franziska Romana eine Kräutersalbe. Die Schlossmagd weist ihr den Weg durch das Vordere Schloss. Eine Geschichte – auch für Kinder – die auf historischen Tatsachen beruht.

Sonntag, 14. September, Boniswil, 13-17 Uhr

«Zeitreisen mit eigenen Worten»: 13 Uhr: Workshop mit Graziella Jämsä (Schongau). – 14 Uhr: Offene Werkstatt mit Weben auf dem historischen Webstuhl – Wachstuch herstellen. – 15 Uhr: Zeitreise ins Jahr 1898. Gemeinderat Ruedi Sandmeier führt durch das Dörfchen (vor Sandmeierhaus und alte Seetalstrasse) und zeigt, wie es hier zur Zeit der Gemeindefusion mit Boniswil aussah und was die Gemüter damals bewegte. – 16 Uhr: Apéro (offeriert durch die Gemeinde Boniswil). – Adresse: Kulturplatz Dörflistrasse 1.

Sonntag, 14. Sepember, Hochdorf, 17 Uhr

«Bergstimmungen»: Ausstellung mit Werken des malenden Musikers Oliver Keller (Hallwil). Mit einer Einführung durch Thomas Meyer. – Das Profil von Bergrücken spiegelt sich an dieser Vernissage in der musikalischen Melodik: Gerade und Kurven nennt der Schaffhauser Komponist Werner Bärtschi seine Hommage an Johann Sebastian Bach, die Hansruedi Zeder am Clavichord aufführt. Die von Bea Lehmann, Sabina Furrer, Thomas Meyer und Hansruedi Zeder arrangierte Schau ist geöffnet am Mo 17-19.30 h / Di 17-19.30 h / Mi 17-19.30 h / Do 15-17 h / Fr 17-19.30 h / Sa 14-16 h / Finissage So 21.9. 14-16 h. Adresse: c/o Zeder Lehmann, Urswilstrasse 29.

Donnerstag, 18. September, Hochdorf, 19 Uhr

«Die winzigen Blüten / über der Felswand / zu leicht / für eine Befürchtung», heisst es im mehrteiligen Gedicht Für Hokusai von Guido Hauser (Rothenburg). Der Text findet sich im Gedichtband Mondrians Brille, aus dem der Lyriker und Maler Guido Hauser Gedichte in die Ausstellung Bergstimmung mit Gemälden von Oliver Keller (Hallwil) einfliessen lässt. Der Clavichordist Hansruedi Zeder (Hochdorf) durchschreitet dieses Gewebe von Bild und Text mit dem Rondo in G-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach und der Komposition Geraden und Kurven von Werner Bärtschi. – Adresse: c/o Zeder Lehmann, Urswil-strasse 29. – Treffpunkt für Ortsunkundige: Bahnhof Hochdorf, 18.45 Uhr.

Samstag, 20. September, Schloss Hallwyl, 14 Uhr

En liten bok om konsten att dö – Ein kleines Buch über die Kunst zu sterben: Der schwedische Schriftsteller Ulf Nilsson (1948 – 2021) führte, nachdem bei ihm eine unheilbare Krankheit diagnostiziert worden war, ein Logbuch über die ihm verbleibenden Tage – von der Erstdiagnose im Stockholmer Universitätsspital bis zur imaginierten Überquerung der Ostsee (»Styx«) auf der Fähre nach Świnoujście in der allerletzten Aufzeichnung. «Es ist leichter, derjenige zu sein, der stirbt, als jener, der weiterlebt», lautet ein Eintrag in dem berührenden Band, der einen das Leben schätzen lehrt. Der Nordist Lukas Dettwiler (Bern) stellt seine eben erschienene Übersetzung der schwedischen Originalausgabe vor. – Werke der schwedischen Dichter Bengt Emil Johnson, Lotta Lotass und Gunnar D. Hansson wurden ebenfalls von Lukas Dettwiler übersetzt, der mit dem Tolkningspris der Schwedischen Akademie ausgezeichnet wurde.

Donnerstag, 25. September, Celerina, 17.30 Uhr

«Klassische Moderne im Engadin»: Der Kunsthistoriker Gian Casper Bott (Poschiavo/Basel) stellt Gemälde von Turo Pedretti und und Skulpturen von Giuliano Pedretti gegenüber und hebt den prägenden Einfluss der Landschaft des Oberengadins im Œuvre der beiden herausragenden Protagonisten der romanisch-sprachigen Bündner Kultur im 20. Jh. hervor. – Adresse: Hotel Cresta Palace, Via Maistra 75.

Sonntag, 28. September, Schloss Heidegg, 14-17 Uhr: Schweizer Mundarttag

«Ui und äi»: Schweizer Mundarttag – ein Panorama der dialektalen Vielfalt der Schweiz. Mundart dient, wie im Gedicht Sharm El Sheik der bekannten Berner Mundartautorin Barbara Traber (Worb) über ihre Reise nach Ägypten zu hören ist, nicht nur der Beschreibung heimischer Gefilde: «… der Sinai 580 millione jahr alt / en unändlechi wyti / feuse wüeschti oase u wadi / wild u läär / u ds töifblaue band vom Rote Meer / es paradiis für toucher u schnorchler / mit fische u koralleriffe / wo gfährdet sy…», hebt die Autorin an. – Walter Morgenthaler (Basel), Germanist und Herausgeber historisch-kritischer Werkausgaben u.a. von Gottfried Keller und Kuno Raeber, hat einen umfangreichen Bericht über sein Heimatdorf Grabs (SG) verfasst. Darin steht im Kapitel Ui und äi: «Erdkunde… Die Grabser haben ihr eigenes geografisches Orientierungssystem… Was Aussenstehende als blosse Nuancen empfinden mögen, gehört für die Einheimischen zum unverzichtbaren Traggerüst, zum Identitätsgaranten ihres Weltentwurfs. So geht ein Grabser zum Beispiel nicht einfach nach Buchs oder nach Gams, sondern er geht auf Buchs ussi, aber auf Gams (oder Vaduz) dori. Will er aber weder nach Gams noch nach Buchs, sondern auf die Pirsch nach Sax oder zum Skifahren nach Wildhaus oder Chur, so fährt er uf Sax äi (oder ähi), jedoch auf Chur ui und uf Wildhus ihi. Ja selbt nach Frankrech geht es ihi, während man nach Deutschland ussi, nach Italien ähi oder aber ins Liechtensteinische schlechthin überdori reist. Nach St. Gallen aber, der von den Grabsern wenig geliebten Kantonshauptstadt, geht es ähi (hinab), obwohl St. Gallen nachweislich fast 200 m höher liegt als Grabs. Ist einer schon an besagtem Ort eingetroffen, dann ist er für die Zurückgebliebenen z’Gams jenn und z’Buchs joss, aber z’Sax (oder St. Galle) junn, z’Chur jomm und z’Wildhus hinn». – Eine Fundgrube an Informationen über den Wandel des Sprachgebrauchs in den Deutschschweizer Kantonen über die Generationen bildet der heuer erschienene Dialäktatlas – 1950 bis heute. Darin wurden u.a. die Varianten des Wortes «Schluckauf» präzis kartografiert: Ob vom Gluxer, Hixi, Gluggi, Hötsch, Jüscher, Chnuppe, Tschuggi oder Juggi die Rede ist, gemeint ist das bekannte, durch ruckartiges Zusammenziehen des Zwerchfells unwillkürlich hervorgerufene glucksende Geräusch. Mitautor des umfangreichen Werks ist Simon Kistler (Universität Bern); er stellt den mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds publizierten Dialäktatlas und dessen Trouvaillen vor. – «wörter uf der zunge / wörter zwüsche de zähn / wörter ganz hinde chuum z versta» (Ernst Eggimann): Höhepunkte des Mundartschaffens im Bernbiet – von Rudolf von Tavel über Kurt Marti bis in die Gegenwart – präsentiert der Mundartkenner Andreas Bartlome (Herlisberg) in einer kommentierten Lesung. – In unserem Nachbarland Liechtenstein ist vieles gleich und einiges doch anders: «I bin imnä Land geborä , wo sich jedä duzt…, schreibt die Autorin Karin Mayerhofer Dobler (Niederbipp) in einer ihrer Gschechtä vo Liächtastä. Sie handelt von einer Spinnerei – die zur «Universität von Liechtenstein» wurde…

Sonntag, 28. September, Lausanne, 18 Uhr

 « Sortir de chez soi dans l’espoir / de trouver une rime / le long du chemin » – «Aus dem Haus gehen weil man hofft / einen Vers zu finden / irgendwo am Weg»: Lesung aus der dreisprachigen Gedichtsammlung Ultimo Canto von Virgilio Masciadri (1963-2014) mit der Übersetzerin Corinne Verdan-Moser (Char-donne) und dem Lyriker Bruno Mercier (Lausanne ), die zu diesem Anlass mit triftigem Grund einladen: « Venir découvrir un poète alémanique peu connu en Suisse romande, mort trop jeune. Ses poèmes sont des perles …. » – Adresse: Zinéma, Rue du Maupas 4.

Samstag, 4. Oktober, Chiavenna (Italien), 17 Uhr

«Due artisti engadinesi originari della Valchiavenna»: Das Centro di studi storici valchiavennaschi richtet den beiden Engadiner Künstlern Turo Pedretti (1896-1964) und Giuliano Pedretti (1924-2012) in Zusammenarbeit mit der Stadt Chiavenna, wo die Vorfahren der Pedretti herstammen, im ehrwürdigen Palazzo Pestalozzi eine Mostra mit Gemälden und Skulpturen aus. An der Vernissage sprechen Guido Scaramellini und Cristian Copes (Chiavenna) über die künstlerischen Bezüge zwischen den Talschaften. Die Ausstellung ist bis 31. Oktober täglich von 15-19 Uhr frei zugänglich. – Adresse: Palazzo Pestalozzi, Via Carlo Pestalozzi 2, Chiavenna.

Dienstag, 7. Oktober, St. Urban, Kloster, 17 Uhr

«Dopo un fatale andare / da nord a sud, da est a ovest, / lungo le rotte antiche / di carovane e santuari, / dopo un felice accorrere / di giorni pieni, di sere stanche / e silenziose, di fronte al muto stendersi / di una lontana spiaggia galiziana, / due ragazzi spengono il loro van / prima del temporale.» – «Nach einem fatalen Gehen / von Nord nach Süd, von Ost nach West, / längs altertümlicher Wege / von Karawanen, von Pilgern, / nach der glücklichen Ankunft / nach vollen Tagen, nach müden, / schweigsamen Abenden, / vor dem stummen Sich-Ausbreiten / eines fernen galizischen Strands / schalten zwei junge Männer den Motor / ihres Vans aus / vor dem Gewitter.», heisst es im Gedicht Finisterre von Pietro Montorfani (Cassarate TI). Es findet sich in der zweisprachigen Sammlung Der Schatten der Welt – L’ombra del mondo, die Christoph Ferber übersetzt hat; sie ist eben im Caracol Verlag (Warth) erschienen. Cornelia Masciadri stellt daraus ausgewählte Gedichte in beiden Sprachen vor. Der Autor wird im November im Seetal seine Texte erläutern.– Treffpunkt: vor der Klosterkirche.

Samstag, 11. Oktober, Poschiavo, Museo Casa Console, 17 Uhr

«Questa composizione nasce dopo un lungo periodo di risposo compositivo… » – «Diese Komposition entstand nach einer langen Kompositionspause… »: Uraufführung eines Klavierstücks von Stefano Ghisleri (Brescia) im Rahmen der Ausstellung Arte moderna in Engadina, die dem Schaffen von Turo Pedretti und Giuliano Pedretti, den herausragenden Protagonisten der romanischsprachigen Bündner Kultur im 20. Jh., gewidmet ist. Nicola Elias Rigato komponierte, inspiriert von Giuliano Pedrettis Skulptur Der Philosoph von 1978, ebenfalls ein Werk, das an diesem Konzert erstmals zur Aufführung gelangt. Am Clavichord: Hansruedi Zeder (Hochdorf). – 2004 filmte Lea Jaecklin (Genf) den Bildhauer Pedretti im Atelier beim Erklären seiner Werke; der Film Giuliano Pedretti spiego lo sviluppo del suo lavoro wird anlässlich dieses Konzerts im Originalton und mit italienischen Untertiteln projiziert. – Adresse: Museo Casa Console, Via da Mezz 41.

Dienstag, 14. Oktober, Zeiningen, 9 Uhr

«Aspekt Aargau – die Vielfalt des Kantons und seiner elf Bezirke erleben»: Zeiningen im Bezirk Rheinfelden rühmt sich einer Lage «inmitten schönster Natur». Auch der Dorfkern mit dem letzten historischen Gasthaus sowie das hervorragend gepflegte Ensemble von Pfarrkirche und Pfarrhaus sind ein Bijoux. Über die Geschichte und Geschichten der Gemeinde berichtet Alt-Gemeindeschreiber Stefan Wunderlin. Thema dieses Besuchs ist zudem die Ästhetik von Mylord und Landauer, prächtigen Kutschen der Familie Viktor und Pia Senn. – Treffpunkt: Gasthaus zur Taube, Mitteldorf 15.

Samstag, 18. Oktober, Nürnberg (Deutschland), Albrecht-Dürer-Haus, 19 Uhr

 «Dürer – eine musikalische Perspektive»: Deutsche Uraufführung von Stefano Ghisleris Melencolia I zu Albrecht Dürers gleichnamigem Kupferstich von 1524, gespielt von Hansruedi Zeder (Hochdorf). Ein Beitrag im Rahmen des Poesiesommer-Projekts fundus – Neue Musik für Clavichord. – Der italienische Komponist Stefano Ghisleri (*1985 Brescia) wählte für eine musikalische Suite zehn Bildelemente aus Dürers Kupferstich Melencolia I und setzte diese in Kompositionen für Clavichord um: La bilancia, La scala, la clessidra, la campana, Il fanciullo alato, Il coltello, Il quadrato magico, la sfera, il poliedro, Il cane scheletrico. Da Dürer auch astronomische Forschungen betrieb, wird weiter die Suite platonica zu hören sein, in welcher Ghisleri kurze Stücke für die zur Zeit von Johannes Kepler bekannten sechs Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn komponierte: Musik, die den Himmelskörpern buchstäblich den Puls fühlt. – Mit einer Einführung von Ulrich Suter und einem Gespräch der Kuratorin Dr. Christine Demele mit dem Komponisten Stefano Ghisleri. – Adresse: Museum Albrecht-Dürer-Haus, Dürer-Saal, Albrecht-Dürer-Strasse 39.

Dienstag, 21. Oktober, Biberstein, 9.30 Uhr

«Aspekt Aargau – die Vielfalt des Kantons und seiner elf Bezirke erleben»: Biberstein im Bezirk Aarau war einst eine Stadt, dann ist sie zum Flecken «abgesunken» – heute setzt sie auf Inklusion: Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung haben hier im Schloss ein Zuhause. Stefan Christen wird diese Institution, wo «das Leben im Zentrum steht», vorstellen und Chefredaktor Franz Bohnenblust gibt Einblick in die lokale Dorfziitig. – Treffpunkt: Schloss Biberstein, Pächterhaus, Dorfstrasse 8.

Donnerstag, 23. Oktober, Beromünster, ehem. Landessender, 15 Uhr

«Europawäldli»: Ein Kulturprogramm im Zeichen des internationalen Austauschs zwischen der Schweiz und Europa. Seit 2014 werden beim ehem. Landessender (heute: KKLB) unter der Ägide des Poesiesommers Bäume zu Ehren der europäischen Kulturräume gepflanzt: eine Birke für Schweden und eine Eiche für Polen (2014), eine Blutbuche für Belgien und eine Rosskastanie für Frankreich (2015), eine Rottanne für Italien und eine Eiche für Spanien (2016), eine Buche für Dänemark und eine Rotbuche für Liechtenstein (2017), eine Silberweide für Österreich und eine Schwarzpappel für die Niederlande (2018), eine Eibe für Grossbritannien und eine Birke für Finnland (2019), ein Ginkgo für Deutschland und ein Schlehdorn für Irland (2020), eine Schlangenhautkiefer für Bulgarien und ein Wacholder für Estland (2021), ein Seidelbast für Griechenland und eine Linde für Rumänien (2022), ein wilder Kirschbaum für Kroatien und ein Nussbaum für Serbien (2023). Heuer kommen zu Ehren Lettlands und des Vatikanstaats ein Spitz-Ahorn und eine Edelkastanie dazu. – Adresse: KKLB, Landessender 1.

Samstag, 25. Oktober, Schloss Hallwyl, 13.30-15.30 Uhr

«Über die Wasser reisen»: Den spätmittelalterlichen Lastkahn in der Scheune am Aabach auf der Mühleinsel stellt Sarah Caspers (Museum Aargau, Schloss Hallwyl) in zeitgeschichtliche Zusammenhänge und berichtet über das Reisen in früherer Zeit, auch in Bezug auf die Familie von Hallwyl. – Mit einem Dampfschiff reiste bei Ausbruch des 1. Weltkrieges der Boniswiler Karl Holliger (1891-1970) über die Weltmeere. Er hinterliess Reisetagebücher und Bilder, die Daniel Humbel, Präsident der Historischen Vereinigung Seetal und Umgebung, vorstellt. Auf der Reise nach Ostasien notierte Karl Holliger: «Wir sind im Roten Meere und hatten die letzten Tage bis 45° Celsius […] Am 19. Juli morgens früh kamen wir in Aden an… In dieser Gegend soll es sehr viel Haifische geben. Heute Nachmittag sah ich zum ersten Mal fliegende Fische. Ich glaubte nämlich vorher niemand, dass es solche gibt – bis ich es selber sah. Ich denke, es gibt noch mehr Leute, welche das auch mir nicht glauben, werden, deshalb habe ich dann am Abend einen solchen mit Taback ausgestopft um ihn nach Hause zu schicken…» – Als junge Frau wagte die Berner Schriftstellerin Barbara Traber (Worb) den Sprung nach Afrika. Sie hielt die Erlebnisse auf dem Passagierschiff Foch und ihren prägenden Aufenthalt im Schwarzen Kontinent im Roman Nigeria – ich komme! Eine mutige Schweizerin in Lagos 1964/65 fest. – Musikalische Begleitung: Hansruedi Zeder (Hochdorf). – Ort: Mühleinsel, Scheune am Aabach.

Sonntag, 26. Oktober, Brescia (Italien), 15.30 Uhr

Oktoberisen ljuger inte (Das Oktobereis lügt nicht), heisst der eben erschienene Gedichtband der schwedischen Autorin Carina Bergström (Sorsele). Zusammen mit den Sorsele Spelmän, einem Dutzend Volksmusikanten aus dem hohen Norden, ist die Autorin an einem Konzert in der Kirche San Lorenzo an der Geige zu erleben – und danach im literarischen Gespräch. 2013 las die Autorin auf Schloss Heidegg im Rahmen des Seetaler Poesiesommers aus ihrem Gedichtband Innerstes Lappland. – Ort: Chiesa di San Lorenzo, Via Moretto.

Montag, 3. November, Aarau, 15 Uhr

«Im Nebel ist die Landschaft ein weisses Blatt du / wendest es langsam liest Vorab-/drucke von Fussnoten…» schrieb der Schriftsteller und Altphilologe Virgilo Masciadri in seiner Mansarde an der Zelglistrasse in Aarau. Seine Schreibstube inspiriert noch heute und bietet anderen Literaten Gelegenheit, ihre Texte vorzustellen. Der Autor Max Dohner (Baden) ergreift diese Carte blanche und präsentiert einen Essay zum Thema «Literatur als geistige Landschaft». – Angela Weber-Hohlfeldt (Seon) reflektiert in ihren Texten und Fotografien die Natur und plädiert für «mehr Wildnis». Im Gedicht Monokultur schreibt sie: «Wenn’s nur noch eine / Wahrheit gibt angeblich / Dann wird die Welt zum Grab». 2016 publizierte die in der DDR aufgewachsene Autorin und Anglistin das Buch Max Frisch – Alfred Andersch: eine widersprüchliche Freundschaft. – Ort der Lesung: Zelglistrasse 60.

Freitag, 7. November, St. Urban, Kloster, 17 Uhr

«Sembra eccessivo l’odore / di gelsomino in cui vo ringioto / da questa farfalla / bianchissima che vòlita / vantadosi di nulla / e in cima alla salita controvento / sbietta verso un giardino, / si posa su un corimbo / di melo, si fa fiore.» – «Es scheint übertrieben zu sein, / der Jasminduft, in den ich verschluckt / werde durch diesen milchweissen / Schmetterling in seinem Flattern, / in seinem Mit-nichts-sich-Brüsten, / und zuoberst auf der Anhöhe schwenkt er / im Gegenwind hin zum Garten, / setzt sich auf eine Apfelbaum-/ dolde, wird Blüte.» Dieses späte Gedicht von Giorgio Orelli findet sich im eben erschienenen zwei-sprachigen Band Am Rande des Lebens – L’orlo della vita, für den Christoph Ferber (Ragusa) aus den letzten Gedichten des 2013 verstorbenen Tessiner Dichters eine Auswahl traf und sie übersetzte. Ebenfalls 2025 sind aus dem Nachlass des 2014 verstorbenen Lyrikers Virgilio Masciadri Gedichte unter dem Titel Ultimo Canto erschienen, die Monica Oliari (Aarau) auf Italienisch übersetzt hat – Texte von grosser Eindringlichkeit: «Aufblättern die / Agenda zum nächsten Jahr / Sommer- / monate ansehen von denen / keiner weiss ob sie je / wiederkommen / wo / bin ich dann wenn einer / diese Tage zählt? Meine / Pläne reichen nicht / weiter als bis zur nächsten / Dämmerung und wo / ist die die Quelle aus der / uns die Zeit zufliesst zu den besten / Stunden so reichlich / unsere Hände füllt dass wir / nicht merken / wie sie / uns durch die Finger rinnt?» – «Sfogliare l’agenda / al prossimo anno / mesi / d’estaste sotto agli occhi / dei quali nessuno sa se mai / ritorneranno / dove / sarò io allora quando uno / conterà questi giorni? I miei / progetti non bastano / al prossimo / crepuscolo e dove / è la fonte da cui / a noi affluisce il tempo nelle / ore così riccamente / riempie le nostre mani da / non accorgerci come / ci scivoli tra le dita?» Cornelia Masciadri und Monica Oliari stellen die beiden herausragenden Lyriksammlungen vor und weisen auch auf Eigenheiten der Übersetzung hin. – Treffpunkt: vor der Klosterkirche.

Donnerstag, 20. November, Aarau, 15 Uhr

L’eau et les rêves lautet ein Kapitel im Band Gesammelte Gedichte 2010-2023 der in Waldkirch lebenden Autorin Eva-Maria Berg. Ihre Gedichte handeln von Räumen und Zeiten, vom Menschen, den Elementen. Und sie laden dazu ein, der Welt vorurteilslos zu begegnen: «aber das licht / spricht dagegen / nur schwarz / zu sehen / aber das licht / spricht auch / von gefahr / sich blenden / zu lassen / statt alle / nuancen / wahrzunehmen». Ihre jüngste Publikation hat die Autorin der Stadt Marseille gewidmet, wo sie manchen Schreibaufenthalt verbracht hat. – Ort der Lesung: Zelglistrasse 60.

Freitag, 21. November, Hochdorf, 13 Uhr

«Confine // Ci protegge dall’altro / a giorni alterni, / ci difende dall’oltre / informe.» – «Grenze // Sie bewahrt uns vor Anderem, / einen Tag, einen nicht, beschützt uns vor Jenseitigem, das unförmig ist», schreibt Pietro Montorfani (Cassarate) in seinem Gedichtband Der Schatten der Welt – L’ombra del mondo. Christoph Ferber (Ragusa) hat die Gedichte des Tessiner Autors übersetzt. Sie sind diesen Herbst im Caracol Verlag (Warth) erschienen. Cornelia Masciadri (Hunzenschwil) stellt an dieser Buchvernissage zusammen mit dem Autor ausgewählte Texte vor. – Unweit der Grenze zu Österreich und Italien, nämlich in Scuol, ist die romanische Autorin Romana Ganzoni (Celerina) geboren. Aus ihren Gedichten und lyrischen Kurztexten sprechen intensives Erleben und Beobachten. – Eine kulturelle Brücke ins Welschland und bis nach Marokko schlagen der welsche Lyriker Bruno Mercier (Lausanne) und die Malerin Annette Korolnik (Loco TI) mit literarischen und visuellen Beiträgen. Hansruedi Zeder (Hochdorf) bereichert den multidisziplinären Nachmittag mit Clavichordkompositionen aus der Schweiz und Europa. – Adresse: c/o Zeder Lehmann, Urswilstrasse 29. – Treffpunkt für Ortsunkundige: Bahnhof Hochdorf, 12.45 Uhr.

Freitag, 21. November, Chardonne, 19 Uhr

« Ni début ni fin de ce qui reste du jour / à sept heures passées… » «Kein Anfang und kein Ende was vom Tag / geblieben ist: nach sieben Uhr…»: Die Übersetzerin Corinne Verdan-Moser (Chardonne) präsentiert mit Cornelia Masciadri, der Schwester des Dichters Virgilio Masciadri (1963-2014) die dreisprachige Ausgabe Ultimo canto von dessen Gedichten aus dem Nachlass. – Ort: Magasin de mots, Rue du Village 12.

Samstag, 22. November, Hunzenschwil, 18 Uhr

«… so könnt ich dir schreiben das Beste / was ich dazugelernt habe sei / gleichgültig / zu sein so wie jetzt beim Warten auf die/ses Boot das mich mitnimmt irgendwohin wo / mein Gesicht / nur noch eins ist wie alle und niemand mich mehr fragt was sonst noch / sein könnte… »: Zum Langgedicht Ultimo Canto von Virgilio Masciadri hat der italienische Komponist Stefano Ghisleri eine Sonate geschrieben, die er erstmals öffentlich aufführt (Vorpremiere). – Adresse: c/o Strebel Masciadri, Bahnhofstrasse 15.

Sonntag, 23. November, Aarau, 11 Uhr

Ultimo Canto – Uraufführung. «… nell’attesa di un qualsiasi possibile / mesaggio / senza / contarci», endet Virgilio Masciadris Langgedicht Ultimo Canto in der italienischen Übersetzung von Monica Oliari (Aarau). Corinne Verdan-Moser (Chardonne) hat es auf Französisch übersetzt. Zusammen mit dem deutschen Original, das Cornelia Masciadri (Hunzenschwil) vorträgt, ist es an dieser Vernissage dreisprachig zu hören. Der Komponist und Pianist Stefano Ghisleri (Brescia) spielt dazu seine gross angelegte viersätzige Sonate Ultimo Canto als Uraufführung. – Hinweise auf das wissenschaftliche Werk des Dichters und Altphilologen Masciadri gibt der Historiker Beat Näf (Aarau) und zum Abschluss dieser Matinée präsentieren Manuel Jegerlehner (Klavier) und Luisa Murmann (Gesang) eine weitere Komposition zu einem Gedicht des Aargauer Lyrikers. – Ort: Alte Kantonsschule, Aula, Bahnhofstrasse 91.

Eintritt: Fr. 15.-   /  Schweizer Mundarttag Fr. 25.-
Anfragen/Reservationen sind erbeten an: ulrich.suter.kultur@bluewin.ch

Kulturkommission Hochdorf
Vereinigung Pro Heidegg
Historische Vereinigung Seetal